Dienstag, 16. April 2013

Unterwegs in PNG - Stecken geblieben im Land der Verbrecher

In PNG zu reisen ist immer ein Erlebnis, jedoch liegt vor der Reise nie fest ob dieses Erlebnis positiv oder negativer Art ist. Gestern war ich mit meinem Mit-freiwilligen Matthias unterwegs von Goroka nach Madang. In Madang werden wir den nächsten Monat leben um bei verschiedenen Arbeiten auf dem NTM-Camp dort mitzuhelfen. Normalerweise dauert die Reise in einem PMV (ist hier die günstigste Art zu reisen - ist ein Bus vollgestopft mit Menschen) ca. 8h. Da es die letzten Tage aber mehr oder weniger viel geregnet hat war die sonst schon schlecht zu befahrende Straße in noch schlechterem Zustand sodass wir ca. 1h vor dem Ziel für vier Stunden mitten im Busch von PNG warten mussten, weil ca. 20 PMV´s vor uns einen sehr steilen Berg nicht hochkamen. Hinzu kommt dass diese Straße die einzige ist die die zwei Orte verbindet, man kann also nicht einfach eine Ausfahrt nehmen und dann irgendwo wieder auf die Straße einbiegen.
Leider ist man als Weißer nie wirklich sicher, man fühlt sich andauernd wie ein laufender Dollarschein. Die Locals fragen gerne ob sie mir etwas verkaufen können usw. Ich wünschte ich könnte mehr Leuten helfen dadurch dass ich was abkaufe oder so aber irgendwann ist auch bei mir mal das Geld knapp und ich fühl mich dann als reicher Weißer ziemlich doof wenn ich zu den Locals sage: tut mir wirklich Leid Freunde aber der laufende Dollarschein hat selbst keine Dollar mehr! Auch wenn ich die Wahrheit sage glauben manche trotzdem dass ich sie anlüge und wenn ich ehrlich bin kann ich das ganz gut verstehen, denn ich habe viel mehr als sie.
So habe ich mich nicht wirklich sicher gefühlt als ich an meinen Laptop und an meine Kamera sowie an allerlei Reisedokumente dachte die gemütlich in meinem Backpack schlummerten. Doch letztendlich waren die vier Stunden dann für uns auch rum und wir wurden den Berg raufgezogen und geschoben und konnten schlussendlich weiterfahren.
Was ich nicht ahnen konnte ist dass das Abenteuer erst beginnen sollte. Dadurch dass wir so lange warten mussten wurde es später und später. Hier in PNG geht die Sonne schon um 18 Uhr unter und der Dschungel um uns herum macht die ganze Szene auch nicht gerade heller. Soll heißen dass wir ca. um 20 Uhr im stockdunkeln losgefahren sind. Der Lichtschein des PMV´s lässt nur ahnen ob die nächste Biegung links- oder rechtsrum geht, es geht rauf und runter denn wir überqueren den letzten Gebiergskamm der dann schließlich in die Küstenstadt Madang ausläuft. Alle sind müde. Die paar Kids versuchen zu schlafen und die Nonne die auch dabei ist atmet erleichtert durch und will nur noch nach Hause. Sie hat wie wir die ganze Fahrt mitgemacht und war jetzt von 7 Uhr morgens bis 20 Uhr unterwegs. Es ging wieder Berg hoch und das PMV wurde langsamer und fuhr mit hoher Drehzahl den Berg hoch Meter um Meter. Plötzlich schossen 4 maskierte Männer aus dem Busch und liefen mit vorgehaltenen Gewehren auf uns zu. Der Typ der links auf uns zukam sah aus wie ein Wheinachtsmann denn er hatte einen weißen Stoffbart den er benutzte um unerkannt zu bleiben. Als ich die Gewehre sah mit denen sie uns drohten und es scheppern hörte schmiss ich mich nur noch auf den Boden. Der Fahrer schien langsamer zu werden. Was macht der? Fahr! Fahr! hörte ich nur noch die Locals im PMV schreien und dann hörte ich den Motor aufheulen und spürte wie wir wieder an Geschwindigkeit zunahmen. Wieder im Sitz wagte ich einen Blick aus dem Fenster und sah nur noch ein paar Gestalten im Nebel verschwinden. Nur noch weg hier, dachte ich. Alle waren ok, niemand wurde verletzt.
Wir schlichen uns weiter die Berge hoch und schauten ängstlich um die Kurven ob da nicht nochmal solche "Raskols" (Tok Pigin Wort für jegliche Art von Verbrechern) auf die Straße sprangen, doch schließlich gelangten wir zu einem Straßenladen wo wir anhielten und durchatmen konnten. Die Windschutzscheibe war getroffen worden und die Beifahrerscheibe war komplett zersplittert und kaputt. Die Locals nahmen an dass nicht auf uns geschossen wurde sondern dass die Bande uns mit Steinen beschmisse hatte, da sie aber alle bewaffnet waren dachten wir dass sie auf uns geschossen hatten als wir es krachen hörten.
Nach einem langen und erlebnisreichen Tag kamen wir dann gegen 22 Uhr in Madang an und waren Gott dankbar dass er an diesem Tag immer Herr der Lage gewesen war. Eine Local sagte zu mir: Gott hat seine Hand über uns gehalten! Wir müssen Gott immer an die erste Stelle setzen!
Dies ist nur eine Geschichte von vielen die hier in PNG von Missionaren erlebt wurde. Unsere ging gut aus, andere jedoch haben ein anderes Ende. Vielleicht gibt uns diese kleine Geschichte, letztendlich waren es nur Sekunden, einen Anstoß für die Missionare zu beten die nahezu täglich unter solchen Bedingungen reisen. Betet um Bewahrung!
 

ca. 40 Männer halfen mehreren PMV´s den sehr steilen Berg hinauf

Regenwetter hatte die Straße nahezu "unbefahrbar" gemacht, doch die PMV-Fahrer liessen sich nicht abbringen diesem Hindernis mit Optimismus entgegenzutreten

Gespannt warten wir und die Nonne wann es endlich weitergehen wird. Wir hatten noch keine Ahnung wie lange und spannend diese Geschichte noch werden sollte.

Große und kleinere PMV´s versuchten sich am Berg

Niemand schaffte es ohne Hilfe

irgendwo am Ende dieser Schlange war unser PMV, es sollte noch weitere Stunden dauern

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